Das Gleichnis vom Weinberg
Das Gleichnis vom Weinberg

Das Gleichnis vom Weinberg – Ein Spiegelbild von Gottes Handeln und menschlicher Verantwortung
heute wollen wir uns einem der tiefgründigsten und zugleich eindringlichsten Gleichnisse Jesu zuwenden: dem Gleichnis vom Weinberg. Dieses Gleichnis, das wir im Matthäusevangelium, Kapitel 21, Verse 33 bis 46 finden, ist nicht nur eine Erzählung über einen Weinberg und seine Pächter. Es ist viel mehr: Es ist ein Abbild der Geschichte Gottes mit den Menschen, ein Spiegelbild von Gottes unermüdlicher Liebe, Geduld und Treue – und zugleich eine ernste Mahnung an uns, wie wir mit der Verantwortung umgehen, die Gott uns anvertraut hat.
Der Weinberg – Ein Bild der Schöpfung Gottes
Das Gleichnis beginnt mit einem Bild, das den Zuhörern Jesu vertraut war: Ein Mann pflanzt einen Weinberg. Er umzäunt ihn, legt eine Kelter an, baut einen Wachtturm – kurzum, er tut alles, um den Weinberg zu schützen und ihm die besten Voraussetzungen für ein gutes Gedeihen zu geben. Dann verpachtet er den Weinberg an Winzer und zieht in ein anderes Land.
Dieser Weinberg, liebe Gemeinde, ist ein Bild für die Schöpfung Gottes. Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, hat diese Welt in ihrer ganzen Schönheit und Fülle erschaffen. Er hat sie uns Menschen anvertraut, damit wir sie bebauen und bewahren. Der Weinberg ist ein Symbol für das Leben, für die Gaben und Möglichkeiten, die Gott uns schenkt. Er hat uns alles gegeben, was wir brauchen: die Erde, die Luft, das Wasser, die Sonne – und vor allem seine Liebe und seine Gebote, die uns den Weg weisen.
Die Pächter – Ein Bild des menschlichen Versagens
Doch was geschieht? Als die Zeit der Ernte kommt, sendet der Besitzer des Weinbergs seine Knechte, um die Früchte einzuholen. Doch die Pächter, die den Weinberg bewirtschaften, weigern sich, die Früchte abzugeben. Sie schlagen die Knechte, steinigen sie und töten sie. Der Besitzer sendet weitere Knechte, doch das Schicksal bleibt das gleiche. Schließlich sendet er seinen eigenen Sohn, in der Hoffnung, dass sie ihn respektieren werden. Doch auch ihn töten sie, in der Annahme, dass sie so den Weinberg für sich behalten können.
Hier, liebe Gemeinde, wird das Gleichnis zu einer erschütternden Darstellung des menschlichen Versagens. Die Pächter, das sind wir Menschen. Gott hat uns die Erde anvertraut, doch immer wieder gehen wir eigene Wege. Wir vergessen, dass alles, was wir haben, ein Geschenk Gottes ist. Wir werden gierig, selbstsüchtig, gewalttätig. Wir lehnen uns gegen Gott auf, verfolgen unsere eigenen Interessen und missachten seine Gebote. Die Knechte, die der Besitzer sendet, sind die Propheten, die Gott immer wieder zu uns gesandt hat, um uns zur Umkehr zu rufen. Doch oft haben wir nicht auf sie gehört. Wir haben sie abgewiesen, verfolgt, getötet.
Der Sohn – Ein Bild der Liebe und des Opfers Gottes
Doch das Gleichnis geht noch weiter. Der Besitzer sendet schließlich seinen eigenen Sohn. Er ist der letzte Versuch, die Pächter zur Einsicht zu bringen. Doch auch ihn töten sie. Hier, liebe Gemeinde, erkennen wir das Herzstück des Evangeliums: Gott sandte seinen eigenen Sohn, Jesus Christus, in diese Welt. Er kam nicht, um zu richten, sondern um zu retten. Er kam, um uns den Weg zu Gott zu zeigen, um uns zu heilen, zu vergeben, zu erlösen. Doch auch ihn haben wir abgewiesen. Auch ihn haben wir ans Kreuz geschlagen.
Doch in diesem scheinbaren Scheitern liegt der tiefste Sieg. Denn durch den Tod Jesu am Kreuz hat Gott uns seine unendliche Liebe und Gnade gezeigt. Durch sein Opfer hat er den Weg zur Versöhnung bereitet. Der Tod des Sohnes ist nicht das Ende der Geschichte, sondern der Beginn einer neuen Schöpfung.
Das Gericht – Ein Bild der Gerechtigkeit und der Gnade Gottes
Das Gleichnis endet mit einer ernsten Warnung: Der Besitzer des Weinbergs wird kommen und die Pächter zur Rechenschaft ziehen. Er wird den Weinberg anderen geben, die ihm die Früchte zur rechten Zeit abliefern. Hier wird deutlich: Gott ist geduldig, aber seine Geduld ist nicht unendlich. Es kommt ein Tag, an dem er Rechenschaft fordern wird. Es kommt ein Tag des Gerichts, an dem jeder von uns vor Gott stehen wird.
Doch, liebe Gemeinde, lasst uns eines nicht vergessen: Das letzte Wort Gottes ist nicht das Gericht, sondern die Gnade. Auch in diesem Gleichnis schwingt die Hoffnung mit, dass wir umkehren, dass wir die Früchte bringen, die Gott von uns erwartet. Die Früchte der Liebe, der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit. Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehrt und lebt.
Die Botschaft für uns heute
Was bedeutet dieses Gleichnis für uns heute? Es erinnert uns daran, dass wir Verwalter der Schöpfung Gottes sind. Wir haben die Verantwortung, die Gaben, die Gott uns geschenkt hat, zu nutzen, um Gutes zu tun, um seine Liebe in dieser Welt sichtbar zu machen. Es mahnt uns, nicht selbstsüchtig und gierig zu werden, sondern dankbar und großzügig.
Es erinnert uns auch daran, dass Gott uns immer wieder zur Umkehr ruft. Er sendet seine Boten – durch sein Wort, durch die Kirche, durch die Menschen um uns herum. Hören wir auf sie? Oder schlagen wir sie in den Wind?
Und schließlich erinnert uns dieses Gleichnis an die unermessliche Liebe Gottes, der seinen eigenen Sohn für uns hingegeben hat. Diese Liebe ist das Fundament unseres Glaubens. Sie ist die Quelle unserer Hoffnung. Sie ist die Kraft, die uns befähigt, in dieser Welt Zeugen seiner Gnade und Barmherzigkeit zu sein.
Schlussgedanke
Liebe Gemeinde, das Gleichnis vom Weinberg ist eine Einladung, über unser Leben nachzudenken. Es ist eine Einladung, uns zu fragen: Bringen wir die Früchte, die Gott von uns erwartet? Leben wir in Dankbarkeit und Verantwortung? Hören wir auf die Stimme Gottes, die uns zur Umkehr ruft?
Und es ist eine Einladung, uns an die Liebe Gottes zu erinnern, die stärker ist als unser Versagen, stärker als der Tod. Möge diese Liebe uns tragen, ermutigen und verwandeln, damit wir eines Tages vor Gott stehen und hören dürfen: „Du guter und treuer Knecht, geh ein in die Freude deines Herrn.“
Amen.